- Subjekt-Objekt-Problem
- Subjẹkt-Objẹkt-Problem,zentrales Problem der Erkenntnistheorie wie des abendländischen Denkens überhaupt, das darin besteht, wie die prinzipiell zweigliedrige Beziehung zwischen (erkennendem) Subjekt und (zu erkennendem beziehungsweise erkanntem) Objekt (Gegenstand) zu bestimmen ist, sowie ob und gegebenenfalls inwieweit das Subjekt die Erkenntnis des Objekts beeinflusst. Im Unterschied zu den bewusstseinsimmanenten Denk- beziehungsweise Erkenntnisinhalten ist das Objekt dasjenige, was wesentlich außerhalb des Bewusstseins ist und worauf das Subjekt sich denkend und erkennend bezieht. - Dass es sich bei der Erkenntnis grundsätzlich um eine zweigliedrige Relation handelt, war bereits den antiken Denkern bewusst. Insbesondere in den Traditionen des Neuplatonismus wurde das Problem weiterverfolgt. R. Descartes verschärfte es mit dem Dualismus von Res extensa, der Körperwelt, und Res cogitans, die er als Selbstbewusstsein beziehungsweise denkendes Subjekt bestimmte. Damit wurde die Welt, die Wirklichkeit, in die beiden unvermittelten Bereiche von Subjekt und Objekt geschieden. In der Folge beherrschte das Subjekt-Objekt-Problem zunehmend die erkenntnistheoretische Diskussion. Diese führt zur Unterscheidung von (erkenntnistheoretischem) Idealismus und Realismus, je nachdem, ob das Objekt als abhängig oder als unabhängig vom erkennenden Subjekt angenommen wird. Die moderne Diskussion wurde wesentlich von I. Kant beeinflusst. Kant zufolge sind die unserem Wahrnehmen und Erkennen eigentümlichen Anschauungsformen (Raum, Zeit) und Verstandesformen (Kategorien) konstitutiv für die Objekte, die daher nur erscheinende und nicht »an sich« erkennbare Gegenstände sind (»Wir erkennen an den Dingen nur das, was wir selbst in sie hineingelegt haben«).Durch die Entwicklung der modernen Naturwissenschaften, besonders der Quantenphysik, wird die prinzipielle Unterscheidung in den Bereich eines autonom erkennenden Subjekts (der Experimentator mit dem Hilfsmittel der Messapparatur) und ein von ihm unabhängiges Objekt (das mikrophysikalische Messobjekt) infrage gestellt, sodass beim quantenmechanischen Messprozess nur noch ein methodischer Dualismus von Subjekt und Objekt angenommen wird (Komplementarität). Aus der Sicht der Wissenschaftstheorie wird ein zu erkennendes Objekt mit geprägt durch die Fragestellung, die der Wissenschaftler seinem Forschungs- und Erkenntnisprozess zugrunde legt. Kritik an dem unvermittelten, starren Subjekt-Objekt-Denken wurde in neuerer Zeit auch außerhalb der Physik von Denkern in den Bereichen der Postmodernediskussion, des radikalen Konstruktivismus und des New Age geäußert.
Universal-Lexikon. 2012.